Infrarot-Thermographie

Säugetierkörper sind nicht gleichmässig warm, obwohl Säugetiere zu den gleichbleibend warmblütigen Tieren gehören (isothermer Organismus). Weiter vom Rumpf entfernte Körperteile sind in aller Regel deutlich weniger warm als der Körperkern; man nennt dies den distalen Temperaturverlauf, wobei die Körpertemperatur am körperkernfernsten Punkt am niedrigsten ist - mehrere Grad Celsius bis mehrere 10 Grad Celsius geringer als der Kern.

Liegt in einem Körperteil - Gelenk, Organ, Hautbereich usw. - eine Entzündung vor, ist diese Stelle deutlich gegenüber der Umgebung erwärmt; liegt eine Unterfunktion z.B. durch eine Blutzirkulationsstörung, eine Unterkühlung vor, ist diese Stelle gegenüber dem übrigen Gewebe deutlich unterkühlt. Gekennzeichnet sind diese Bereiche durch eine Abweichung der Infrarot-Abstrahlung. Mit Hilfe eines Infrarotthermometers kann die Temperaturverteilung oder (besser) infrarote Spektralemission gemessen und in Temperaturwerte umgerechnet werden. Mit einer messtechnischen Hochauflösung bis in den Mikrovoltbereich können so Temperaturunterschiede bis zu 1/100 Grad aufgelöst werden.

Somit können Vorgänge im Körper erfasst werden, die bei bildgebenden Verfahren anhand einer Umfangsvermehrung (bei entzündeten Bereichen) oder abnormalen Verkleinerungen visualisiert werden; z.B. mit der NMR-Tomographie (Kernspinresonanzverfahren) können sehr stark mit Gewebswasser gefüllte Bereiche (Geschwulste) durch Setzen der Filterfrequenz für H-Kerne im chemischen Verschiebungsbereich von H2O besonders sichtbar gemacht werden.

Die Folgegrafik zeigt den Temperaturverlauf des Blasenmeridians (entlang der Wirbelsäule) eines Pferdes; die Shu-Punkte entsprechen den Stellen, an denen die Spinalnerven aus dem Rückenmarkskanal zu den jeweilgen Organgruppen bzw. Organen z.B. Lunge, Herz, Leber, Diaphragma, Magen, Nieren, Dünndarm usw. austreten und diese Organe neuromotorisch versorgen. Liegen an diesen Punkten Blockaden durch die Erkrankung der Organe oder Erkrankungen der Wirbelsäule im Austrittsbereich des zugehörigen Spinalnerven vor, zeigt dieser Bereich eine Veränderung der spektralen Abstrahlung im IR. Es wird eine deutliche Temperaturveränderung gemessen:

Die Thermographie der Körperteile kann auch zur Diagnostik des Bewegungsapparats herangezogen werden. So können im Seitenvergleich z.B. die Gelenke der Vorder- oder Hinterbeine miteinander verglichen werden. Beginnende Lahmheiten oder pathologische Gelenksveränderungen können gezielt erkannt und dem erkrankten Gelenk zugeordnet werden. So ist es möglich, klar abzugrenzen, ob eine Lahmheit, steifer Gang eines Pferds z.B. auf eine Buggelenks- oder eine Hufgelenksveränderung zurück zu führen ist.

Das folgende IR-Image (Thermographiebild) zeigt Hufgelenksentzündungen (weiße Bereiche = hohe Temperatur) und eine Sehnenentzündung:

 

 

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